WEGWEISER

DIE REDE IST VON HUGO JUNKERS

HUGO JUNKERS ein Aktivist seiner Zeit – Vorbild für ein schaffendes Rheydt heute?

 

Hugo Junkers, am 03.02.1859 in Rheydt geboren, war das dritte von sieben Kindern des Unternehmers Heinrich Junkers und seiner Frau Luise, die in Rheydt eine Baumwollweberei besaßen.

Vor genau 100 Jahren revolutionierte er mit seiner F13 die Flugzeugtechnik. Bis dahin setzte man im Flugzeugbau auf ein Holz- und Stahlrohrgerüst mit Leinwandbespannung. Der Pionier und Tüftler Hugo Junkers entwarf das erste Metallflugzeug mit durchgehenden Rohrholmen, innen verstrebten Flügeln und der für Junkers typischen Wellblech-Außenhaut – alles aus dem damals neuen Werkstoff: dem Duraluminium.

Betrachtet man sein Lebenswerk genauer, so liest es sich wie ein Programm für eine Zukunftswerkstatt. Auch heute noch imponiert Hugo Junkers als Mensch und in seiner Rolle als Unternehmer, Wissenschaftler, Konstrukteur, Kulturschaffender und Ehrenbürger der Stadt Rheydt.

Sein standfester Grundsatz, keine gemeinsame Sache mit den Nationalsozialisten machen zu wollen, führte zur Enteignung seines Unternehmens und seiner Patente. Denn seine berühmteste Erfindung die JU 52 wollte er keinesfalls der Wehrmacht und zu militärischen Zwecken zur Verfügung stellen.

DER UNTERNEHMER

Wissen für die Menschen nutzbar machen

 

Als Unternehmer war er in Dessau auf vielen Feldern innovativ, erfolgreich und er verstand es, Erfindungen für den Menschen erfahrbar und nutzbar zu machen. Darüber hinaus besaß er das wichtige Talent, Menschen für seine Ideen zu begeistern.

Aus einem einfachen von ihm erfundenem Messgerät, dem bekannten Kalorimeter, entwickelte er das Prinzip der Badeöfen, den Durchlauferhitzer und die Zentralheizung. Damit revolutionierte er den Alltag der Menschen. Mit seinen für die damalige Zeit neuartigen Flugzeugkonstruktionen war er der Begründer der modernen zivilen Luftfahrt und entwickelte weltweit ein Netz von Flugverbindungen, das die Menschen besser und schneller zusammenführen sollte.

DER KONSTRUKTEUR

Visionen für die Zukunft entwickeln

 

Als Konstrukteur erkannte er genial und kreativ die verschiedenen Möglichkeiten und Anwendungen aus seinen Erkenntnissen und seinem Wissen. Neue Form der Flugzeugkonstruktion und Metallbauten entwickelte er in einer atemberaubenden Vielfalt bis hin zu einem Nurflügel-Flugzeug wie er mit dem Tarnkappenbomber verwirklicht wurde und auch heute wieder neu ins Blickfeld gerät. Sein größter Wurf war die legendäre JU 52, wie sie in Mönchengladbach im Hugo Junkers Hangar ausgestellt ist. Nicht von ungefähr sagte man ihm nach, er war „Der Mann, der Wellblech fliegen ließ“. Mit über 5000 Exemplaren wurde die Ju-52/3m zu einem Standardflugzeug der Verkehrsluftfahrt. Die Maschine flog in 25 Ländern bei 30 Luftverkehrsgesellschaften und auf allen Erdteilen.

DER EHRENBÜRGER

Grundsätze des verantwortungsvollen Handelns leben

 

Als Ehrenbürger liebten ihn die Rheydter Bürger nicht nur wegen seiner Erfindungen, sondern vor allem, weil er ein demokratischer und liberaler Denker sowie verantwortungsvoller Unternehmer und Mensch war. Unter dem großen Jubel der Bevölkerung erhielt er am 5. Juni 1928 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Rheydt. Am 03 Februar 1935, seinem 76.Geburtstag, verstarb er. In seinem Testament formulierte er einen wesentlichen klugen Grundgedanken seines Lebens: Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ein Mensch hat und in seinem Leben erwirbt, sind ein Maß für die Verantwortung, die er bereit sein muss für sich und die Gesellschaft zu übernehmen.

DER WISSENSCHAFTLER

Das Wesen der Dinge erforschen bildet die Grundlage

 

Als Wissenschaftler und Professor für Thermodynamik dozierte er an der RWTH Aachen. Seine wissenschaftlichen Forschungen sind u.a. in über 270 Patenten dokumentiert. Auch im Maschinenbau und in der Materialkunde war er führend und entwickelte beispielsweise den Gegenkolbenmotor mit hoher Effizienz für Schiffe, Flugzeuge und viele andere Anwendungen. Aufgrund ihres hohen Wirkungsgrades werden diese Motoren auch heute noch weltweit gebaut und ständig weiterentwickelt. Der alljährlich vom Land Sachsen Anhalt in Höhe von 80 000€ vergebene Hugo Junkers Wissenschaftspreis wird nach den für ihn bedeutenden Kriterien vergeben: Unternehmensstrategie, Innovationsgrad, Ressourceneffizienz, Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit.

DER KULTURSCHAFFENDE

Architektur und Kunst im liberalen Zeitgeist Ausdruck verleihen

 

Als Kulturschaffender war er stets ein Förderer des BAUHAUS. In Kooperation mit Bauhauskünstlern entwarf er Möbel und Metallhäuser. Seine Idee, große Hallen und Hangars aus einem modularen Baukastenprinzip zu konstruieren, revolutionierte den Brücken- und Hallenbau. Seine vorfabrizierten Metalllamellenteile ließen sich ähnlich kombinieren wie LEGObausteine heute. Die vorfabrizierten Bauteile ließ er in Flugzeuge packen und baute daraus Hallen in aller Welt: Großgaragen in Belfast und New York, Flugzeughallen in der Türkei oder die große Bahnhofshalle in Sao Paulo. Sein Pavillon zur Weltausstellung 1893 in San Franzisco erhielt die Goldmedaille, sein Logo zeigte die visionäre Sagengestalt Ikarus und seine Reklame setzte ästhetisch und kommunikativ Maßstäbe.

Text von Wolfgang Bremges
geb. 10.06.1953, ehemaliger Schulleiter des Hugo-Junkers-Gymnasiums; heute Pensionär und Schiedsmann für MG-Süd; Hobbys: Gartengestaltung, Laufen, Kreatives